Haut ist die sichtbare Schutzhülle unseres Körpers. Haut atmet – und gibt Warnzeichen ab. Besonders interessant aber ist, dass unsere Haut offenbar Helligkeit registriert.
Das grösste Organ
Haut ist nicht nur das grösste Organ des menschlichen Körpers, sie erfüllt auch zahlreiche Funktionen, die lebensnotwenig für den Organismus sind. Durch ihre taktile Wahrnehmung wird sie zur sichtbaren Schutzhülle unseres Körpers. Haut atmet – und gibt Warnzeichen ab. Sind wir unter freiem Himmel, spüren wir Regen, es wird kalt. Setzen wir uns praller Sonne aus, schwitzen wir, unsere Haut verbrennt. Verletzt sich der Finger beim Gemüseschneiden, brennt die Wunde, weil die Haut Reize an unser Gehirn weitergibt. Besonders interessant aber ist, dass unsere Haut offenbar Helligkeit registriert. Sie unterscheidet Licht und Dunkel, ohne dass wir dafür die Augen öffnen müssen – denn Haut erspürt die Tageszeit.
Haut reagiert unabhängig
Säugetiere wie etwa Mäuse tragen Photorezeptoren in den Hautschichten. Diese Rezeptoren sind ausserdem für den biologischen Tag-Nacht-Rhythmus verantwortlich. Ebenso besitzt die menschliche Haut Pigmente, die Licht erkennen, wie Testläufe mit Mäusen belegen. Mithilfe der Hautpigmente, dem sogenannten Melanin, ist es möglich, dass unsere innere Uhr sich selbsttätig an entsprechende Tageszeiten anpasst, unabhängig vom Sehsinn der Augen und des Gehirns. Unsere Haut reagiert damit scheinbar autonom. Auch unser Stoffwechsel folgt dem zirkadianischen Rhythmus – also der Periodenlänge von ca. 24 Stunden –, der mithilfe spezieller Gene mit der Umwelt synchronisiert und von Helligkeiten wie dem Tageslicht gesteuert wird. Dazu leiten lichtempfindliche Pigmente, die sich ebenso im Auge befinden, Informationen über den Lichteinfall an das Gehirn weiter. Dieses nimmt die Reize auf und regelt daneben die Hormonausschüttung sowie die Steuerung des Schlafhormons Melatonin.
Von Tintenfischen und Chamäleons
In Hautzellen befinden sich lichtempfindliche Moleküle, die als Taktgeber für unser Zeitgefühl fungieren: Scheinbar erkennen wir über die Haut, ob es gerade Tag wird – auch wenn eine Schlafmaske unsere Augen bedeckt. Wissenschaftler fanden heraus, dass Neuropsin (OPN5) in Hautzellen vorhanden ist und damit die Lichtwahrnehmung verantwortet. Proteine dieser Gruppe werden nicht nur im menschlichen Auge gebildet, sondern finden sich zugleich in der Haut von Tintenfischen oder Chamäleons und sind dort vermutlich für die Färbung verantwortlich. Als Schattendetektor funktionieren Opsine etwa bei Seeschlangen. Festgehalten werden kann, dass viele Säugetiere die Photodetektoren aus verschiedenen Gründen und für unterschiedliche Funktionen besitzen. Allgemein bekannt ist, dass Wundheilungsprozesse von der Tageszeit abhängen. Mit diesem Hintergrundwissen ist es ratsam, gerade in kurzen Sommernächten Verdunklungen im Schlafraum zu haben, da unser kostbares Organ – die Haut – ebenso vom Tageslicht beeinflusst wird wie unsere Augen.
Quelle: University of Washington Health Sciences/ UW Medicine